Sehr versteckt in einer Gartenecke begegnete ich immer wieder einer rankenden Pflanze, die mir durch Gestalt und Wuchs aufgefallen war. Ich wusste sie nicht einzuordnen, liess sie vor sich hin ranken und machte mir keine weiteren Gedanken über sie.
Dann im Sommer 2020 blätterte ich in dem neu erworbenen Buch von Ulrike Aufderheide "Tiere pflanzen". Eine ganz wunderbare Publikation zum Thema: welche heimischen Pflanzen locken welche Tiere an? Eine sehr spannende Frage, auf die das Buch sehr detaillierte Antworten und Vorschläge bietet. Auf Seite 147 las ich also von der Zaunrüben-Sandbiene (Andrena florea), die nur dort vorkommt, wo die Zaunrübe wächst, weil sie ausschliesslich auf ihre Blüten spezialisiert ist. Ich betrachtete die Bilder und dachte "irgendwie kommt mir diese Zaunrübe doch bekannt vor". Auf einmal war mir klar, dass es sich bei diesem "rankenden grünen, ziemlich unscheinbaren Pflänzchen", das sich Sommer für Sommer an einem alten Lebensbaum auf mehrere Meter emporrankte, genau um diese Zaunrübe handelte. Ich ging gleich in die Gartenecke, wo ich sie sofort wieder fand. Von nun an beobachtete ich sie regelmässig und entdeckte im Internet noch weitere Publikationen über sie. Besonders faszinierend sind ihre zarten "Fühler" die sie ausstreckt. Sobald diese in Berührung mit Pflanzenteilen anderer Gewächse kommen, halten sie sich daran fest und beginnen sich einzudrehen, wie ein schmaler Korkenzieher. Aus der Nähe betrachtet, hat sie für mich etwas Animalisches in ihrem Wesen. - Eine Ausstrahlung, die ich ich auch bei der Tollkirsche oder beim Bilsenkraut wahrnehme.
Unweit des ersten Zaunrüben Exemplars entdeckte ich dann Löcher im sandigen trockenen Boden und konnte tatsächlich eine Wildbiene sehen, wie sie in ihrem Sandloch verschwand. Ob es sich um die Zaunrüben-Sandbiene handelte, kann ich nur vermuten. In diesem Mai wurde die Zaunrüben-Sandbiene übrigens zur Wildbiene des Monats ernannt. (Quelle: Deutsche Wildtier Stiftung)
Im Laufe dieses Sommers konnte ich die Zaunrübe an mindestens weiteren 7 völlig unterschiedlichen Standorten in meinem Garten entdecken.
Als Wildstaude kann man sie bei der Stiftung Wildstaudengärtnerei Höfli in CH-8537 Nussbaumen oder bei der Staudengärtnerei Gaissmayer in Illertissen beziehen.
ACHTUNG: Die Zaunrübe (Bryonia) ist in allen Pflanzenteilen hochgiftig. Sie ist aber auch Heilpflanze, die in der Hömöopathie Verwendung findet.