Am 1./2. Februar wird Lichtmess gefeiert. Bei unseren keltischen Vorfahren hiess das Fest Imbolc und war der Göttin Brigid geweiht. Das aufsteigende Licht besiegt die Dunkelheit - seit der Wintersonnwende am 21. Dezember sind die Tage spürbar länger geworden, wie auch der folgende alte Vers beschreibt:
Zu Stephanie ein Mückenschritt (26. Dezember)
Zu Neujahr ein Hahnentritt ( 1. Januar)
Zu Dreikönig ein Hirschensprung (6. Januar)
Zu Lichtmess dann schon eine Stund.( 2. Februar)
Zu Lichtmess wurde früher das Gesinde ausbezahlt, die Dienstverhältnisse neu ausgehandelt. Bleiben oder wechseln war die Frage? So war Lichtmess der Tag des Neuanfangs. In den katholischen Gemeinden werden an diesem Festtag die Kerzen für´s Jahr gesegnet.
Ein guter Tag, um Haus und Hof mit einer Räucherung zu reinigen!
Dass der Ostersonntag jedes Jahr am 1. Sonntag nach dem 1. Frühlingsvoll-Mond (also der 1. Vollmond nach dem 21. März) stattfindet, wissen immer weniger Menschen, darum möchte ich es an dieser Stelle erwähnen.
Das Osterfest ist benannt nach Ostara, der Göttin des wiedergeborenen Lichts und der Morgenröte. Es wurde zwar durch die Christianisierung umgedeutet, jedoch blieben alte heidnische Elemente erhalten. So z.B. das Osterei. Viele Traditionen sind damit verbunden. So auch der Brauch die Dorfbrunnen mit bunten verzierten Ostereiern und Buchs zu schmücken, wie hier der wunder-schöne Osterbrunnen im Westallgäu. Um Ostern herum beginnen auch die Wildkräuter mit aller Kraft auszutreiben. Und am Gründonnerstag oder Karfreitag wird dann auch traditionell die 9-Kräutersuppe gekocht.
Der Heilige St. Georg, der den Drachen tötet, ein Bild, das auch in vielen Kapellen und Kirchen zu sehen ist.
Wenn der Farn seine Blätter ausrollt (...um die Zeit von St. Georg), dann erinnern die sich ausrollenden Blattspitzen an das Schwanzende eines Drachens. J.W. von Goethe hat übrigens eine Schrift über die Spiraltendenz der Vegetation verfasst.
Die Nacht vom 30. April zum 01. Mai wurde in der keltischen Kultur als Beltane gefeiert. Das Fest des Lebens und der Fruchtbarkeit. Am Abend des 30. Aprils findet in ländlichen Gebieten noch immer der traditionelle "Tanz in den Mai" statt. Am 01. Mai wird dann in der Dorfmitte der Maibaum aufgerichtet. Er symbolisiert die Verbindung zwischen Himmel und Erde und steht als Fruchtbarkeitssymbol. In früheren Zeiten sammelten die heiratsfähigen jungen Mädchen des Dorfes Blumen und Kräuter, um den Vegetationskranz zu binden, der an der Spitze des Baumes befestigt wurde. Als Maibaum wurde ein sorgfältigst ausgewählter Fichtenstamm verwendet. Seine Seitenäste (12 an der Zahl) mussten in einem bestimmten Abstand gewachsen sein. Sie wurden so abgesägt, dass sie als Leitersprossen dienen konnten.
Ein ebenfalls heiratsfähiger junger Bursche durfte dann an diesen Sprossen durch den Kranz hinauf zur Spitze klettern. Dort angekommen, öffnete er ein mit sich
getragenes Säckchen mit Weizenkörnern und warf diese von oben auf die versammelte Festgemeinde, die diesen Anlass anschliessend gebührend feierte. 1.Mai-Feste mit Musik, deftigen Speisen und Bier
vom Fass werden noch heute vielerorts abgehalten.
Der 21. Juni ist der Tag der Sommersonnwende - es ist die Schwelle von der aufsteigenden Sonne zur hinabsteigenden Sonne.
Aus der keltischen Mythologie ist überliefert, dass der Sonnengott Belenos von Lugus, dem Feuergott, mit einem Mistelpfeil getötet wurde. Auf Anhöhen werden an vielen Orten auch heute noch Sonnwendfeuer entfacht. Mit einem Gürtel aus Sonnwendkräutern springen die Menschen über die Glut des abgebrannten Feuers. Ein glücksbringender Sprung zum Ausdruck des Dankes für die Sonnenkraft, aber auch zur Reinigung von Leib und Seele.
Mit der Christianisierung wurde das Fest Johannes dem Täufer geweiht, und auf den 24. Juni (Johannitag) verlegt.
Traditionelle Sonnwendkräuter sind: Johanniskraut - das, wie der Name schon sagt, um Johanni in seiner Hochblüte steht. Außerdem Beifuß, Schafgarbe, Eisenkraut,
Gundermann, Kamille, Quendel und Ringelblume.
Sommersonnwende und Wintersonnwende (21. Dezember) liegen diametral im Jahreskreis.
Diese Wendepunkte können auch anregen, über eigene "Wenden" nachzudenken oder Vergangenes dem Feuer zu übergeben.
Am 15. August wird in katholischen Regionen Maria Himmelfahrt mit der traditionellen Kräuterweihe gefeiert. In Bayern und Österreich ist dieser Tag ein offizieller Feiertag. An diesem Tag werden heilkräftige Kräuter gesammelt, zu einem "Himmelfahrts-Boschen" gebunden und zur Weihe gebracht. Dieser gesegnete Kräuterboschen schmückte dann den Herrgottswinkel in der Stube. Dieser Platz für das Kreuz oder eine Heiligenfigur war immer gen Osten ausgerichtet.
Der Boschen diente aber auch als "Hausapotheke" für den Rest des Jahres oder wurde zum Räuchern in der dunklen Jahreszeit verwendet.
In ländlichen Gegenden wird diese Tradition noch heute gepflegt und an vielen Orten auch wieder neu belebt.
Die Mitte des Kräuterboschens bildet ein Königskerzenstab, um diesen Stab herum werden dann z.B. Schafgarbe, Frauenmantel, Dost, Johanniskraut, Wegwarte, Alant, Beifuß, Engelwurz, Ringelblume, Mädesüß, Muskatellersalbei, Minze, Salbei und andere Kräuter gebunden. Eine Rose, Getreideähren und Holunderfrüchte oder Hagebutten werden ebenfalls eingebunden. Traditionell werden von den einzelnen Pflanzen 3, 5, 7 oder 9 verwendet.
Am 15. August beginnt auch die Zeit des "Frauendreißigers", die am 08. September (Maria Geburt) oder am 13. September (Maria Namen) endet. In dieser Zeit sind die Frauenkräuter am heilkräftigsten. In den Bauerngärten, Kräutergärten und aus der Natur wird nun die Ernte eingebracht. Teevorräte werden aufgefüllt, Salben gerührt und Tinkturen angesetzt. Auch wenn die Temperaturen noch sommerlich sind, - wir wissen zu gut: Der nächste Winter mit kommt bestimmt und mit ihm die Erkältungskrankheiten.
Am 1./2. August wurde das Schnitterfest / Lammas, - keltisch Lughnasad (Fest des Gottes Lug) gefeiert. Es ist die Zeit der Kornernte. Die dorfälteste Frau schnitt auf dem Feld die erste Garbe mit ihrer Sichel, um daraus rituell das erste Mehl zu mahlen und das erste Brot zu backen. In Bohlingen (Hegau) wird alljährlich am 1. Augustwochenende die Sichelhenke gefeiert. Ein Fest, das diese Tradition bis in die heutigen Tage lebendig erhält. Mit Pferdekarren fahren die Schnitter und Schnitterinnen in historischen Kleidern auf das Feld, wo sie mit ihren Sicheln das Korn ernten. Ein Festumzug zieht durch das Dorf und die Erntekrone wird auf einem Wagen präsentiert.
29. September - Michaeli
"Michael steckts Licht an" - nun begann die Zeit der Spinnstuben. Die Ernte war verarbeitet und eingelagert. Für die Bäuerinnen war nun die Zeit zum Spinnen und
Weben.
Am 03. Sonntag im Oktober ist Kirchweih (Erntedank), die Zeit des Feierns ging nun zu Ende.
In ländlichen Gemeinden werden auch heute noch Kirchweih-Feste gefeiert. Oft finden an den Tagen um dieses Fest Märkte statt, die
früher von großer Bedeutung waren. Bevor der Winter Einzug hielt, konnten die Bewohner von Dorf und Einzelhöfen noch allerlei notwendige Dinge erstehen - Kurzwaren, Besen, Bürsten, Stoffe...
Eigentlich alles, was nicht selbst hergestellt oder angebaut werden konnte. Aber auch in unserer Zeit erfreuen sich die Krämermärkte immer noch grosser Beliebtheit. Der grösste Markt in der
Hegau-Region ist der Schätzele-Markt in Tengen, der seit dem Jahr 1291 am letzten Wochenende im Oktober stattfindet. Die Markttage waren auch eine gute Gelegenheit auf Brautschau zu gehen. Es ist
anzunehmen, dass der Name des Tengener Marktes sich von dieser Gegebenheit ableitet.
Samhain (Allerheiligen (01.11.) - Allerseelen (02.11.)
Für unsere keltischen Vorfahren war Samhain (November- Neumond), der Beginn des neuen Jahres. Ab diesem Zeitpunkt wurde nichts mehr
geerntet, übriggebliebene Schätze in der Natur wurden den Geistern überlassen. Die Kräfte der Pflanzen ziehen sich in die Wurzeln zurück, es ist die Zeit des Loslassens und der stillen
Einkehr.
Im christlichen Kulturkreis wurde ab dem 7. Jhdt. ein Gedenktag zu Ehren der Heiligen gefeiert. Papst Gregor IV. legte dieses
Datum dann im Jahr 835 auf den 1. November fest. Im 19. Jhdt. wurde die Tradition auf den amerikanischen Kontinent gebracht, wo es seither als Halloween gefeiert wird.
In allen alten Kulturen hatte die Verehrung der Ahnen einen hohen Stellenwert. In Achtung und Ehrerbietung wurde ihrer gedacht. An
diesem Abend, so war der Glaube, würden die Seelen der verstorbenenen Verwandten an ihre Lebensorte zurückkehren. Speis und Trank wurde in den Stuben für sie bereitgestellt. In Mexiko ziehen am
Abend des 31.10. ganze Familien zu den Gräbern ihrer Angehörigen, wo sie mit Essen, Trinken und traditioneller Musik Feste feiern. In Sizilien werden zu "Tutti i Santi" spezielle Kekse gebacken,
die Namen wie "Totenköpfchen" oder "Totenknöchel" haben.
Es ist aber auch die Zeit des Orakelns und Räucherns und wir können die Zeit des Rückzugs der Natur als Anlass nehmen, eigene Fragen
zu stellen und diese vielleicht in ein Räucher-Ritual einbetten - Was möchte ich loslassen? - Was will absterben, damit es Raum für Neues gibt?
Die Eibe kann bis zu 2000 Jahre alt werden. Im Steibisgebiet / Allgäu steht ein 1000-jähriges Exemplar. Menschen-Generationen überdauernd, steht sie als Verbindung zu den Ahnen. Häufig ist sie auf Friedhöfen anzutreffen. Aus ihrem Holz wurden Speere und Wagenräder gefertigt und noch heute werden Bogen daraus geschnitzt.
Alle Pflanzenteile der Eibe, bis auf die rote fleischige Samenhülle, sind sehr giftig.
Impressionen von einem alten Friedhof in der Nähe von Killarney in Irland
21. Dezember - Wintersonnwende
Die längste Nacht, der kürzeste Tag - aber gleichzeitig Grund zur Freude: das Licht ist wiedergeboren, die Tage werden wieder länger. In den nordischen Ländern wird es als Julfest gefeiert.
Je nach Region wird dieser Abend mit besonderen Ritualen gefeiert. Feuer werden entfacht und natürlich wird auch geräuchert.
Nacht vom 25. Dezember - Nacht zum 06. Januar - Rauhnächte - die Zwölften - die Wolfsnächte
Die Zeit zwischen den Jahren ist seit vielen Jahrhunderten die Zeit der inneren Einkehr, der Besinnung, Zeit zum Innehalten - zum Orakeln. Zeit sich von Altem zu
verabschieden - für Neues zu öffnen. Früher mussten in der Zeit der heiligen 12 Nächte alle Räder stillstehen. Mühlräder, Spinnräder und Wagenräder.
Ob mit Meditationen, Räucher-Ritualen, Spaziergängen in der Stille der Natur - es gibt viele Möglichkeiten, sich auf diese Zeit zwischen den Zeiten einzustimmen. Und vielleicht können Sie die eine oder andere Botschaft für sich wahrnehmen? Die Rauhnächte sind auch Orakelnächte. Die Überlieferung berichtet, dass jede Nacht für einen Monat des neuen Jahres steht. Darum sollte man auf die jeweiligen Träume achten.
Aber wie sind sie entstanden, die Raunächte?
Einst basierte die Zeitrechnung auf dem Mondkalender. Der Mond braucht 29 1/2 Tage von Neumond zu Neumond. Somit hat ein Mondjahr also 354 Tage. 1582 wurde von Papst Gregor XIII. der Gregorianische Kalender eingeführt, der sich am Sonnenlauf orientiert und 365 Tage umfasst. Die 11 Tage und 12 Nächte, die benötigt wurden, um diese Lücke aufzufüllen, wird als die Zeit zwischen den Jahren oder die Zeit ausserhalb der Zeit benannt.
Und vielleicht kennen Sie ja dieses Gefühl der Zeitlosigkeit, das sich um die Weihnachtstage, aber ganz ausgeprägt eben zwischen den Jahren einstellt.
Am 06. Januar sind wir dann ganz im Neuen Jahr angekommen. Ich wünsche Ihnen ein gutes Jahr!